Geschichte
Die Geschichte der Kapelle
Aus entsprechenden Schriftquellen ist ersichtlich, dass 774 ein Sachseneinfall stattgefunden hat, vor dem die umliegende Bevölkerung in diese Burg geflohen ist. Die Burg hat dabei standgehalten und konnte nicht von den Sachsen eingenommen werden.
Mehrmals haben auf diesem Berg archäologische Untersuchungen stattgefunden. Joseph Vonderau hat hier von 1926 bis 1931 gegraben. Norbert Wand von 1967 bis 1973 und Thorsten Sonnemann von 1998 bis 2000. Zwischen den Ergebnissen von Norbert Wand und Joseph Vonderau bestehen allerdings zum Teil Unterschiede. Aber unumstritten ist der Verlauf der Mauer und dass diese Burgmauer in drei aufeinanderfolgenden Phasen gebaut bezw. verstärkt wurde. Es hat also mindestens drei mal einen Anlass gegeben, sich hier einen schützenden Platz zu schaffen und den bestehenden Schutz zu verbessern. Aber eine große, stadtähnliche Besiedelung des Innenraumes der Burg hat hier nicht stattgefunden. Immerhin wurde durch wenige Funde belegt, dass hier zumindest zeitweise berittene Truppen stationiert waren.
Auf dem Plateau befindet sich ein uralter Friedhof, in dessen Mitte und höchsten Punkt sich eine Kapelle befindet. Diese wurde von fränkischen Merowingern erbaut, die sie der Hl. Brigida geweiht haben. Sie dient heute als Kapelle, in der Gottesdienste stattfinden, die aber auch zu Begräbnisfeiern genutzt wird. Sie war das Zentrum der Burganlage.
Mit diesem Auftrag kam Bonifatius im Jahr 723 in unsere Gegend, um die hiesige Bevölkerung zu christianisieren. Dies tat er im Schutz, der auf dem Büraberg stationierten, fränkischen Truppen. So konnte er auch unbedrängt die berühmte Donareiche fällen, ein Heiligtum der hier wohnenden Germanen.
Er fand auf dem Büraberg die bereits erwähnte Kapelle vor. Die hier angetroffenen, iro-schottisch geprägten Christen, beschuldigte er der Häresie und taufte sie ein zweites Mal.
Bonifatius fällt die Donareiche; Darstellung nach Wigand Gerstenberg um 1500
Weitere Informationen siehe PDF:
Die Christianisierung der germanischen Stämme vor Bonifatius
Prof. Dr. Kathrein, Fulda
Prof. Dr. h. c. J.Vonderau und seine Grabungsmannschaft mit der Rekonstruktion der Burgmauer
Durch Ausgrabungen von Prof. Dr. Joseph Vonderau in den Jahren 1926/27 erweckt die Kirche St. Brigida das Interesse vieler Historiker und Archäologen. Sie ist sicher vor dem Auftreten von Bonifatius in Hessen zu datieren. Denn es fällt auf, dass der Bonifatiusbiograph Willibald für den Büraberg von keiner von Bonifatius ausgehenden Kirchenbautätigkeit berichtet.
Dieses spiegelt sich auch in den unterschiedlichen Kirchentypen wider. Denn der Grundriss des Saalbaus auf dem Büraberg unterscheidet sich deutlich von den Saalbauten der Kirchen, die Bonifatius errichtet hat.
Sowohl J. Vonderau (1926/31) als auch N. Wand (1967/73) schreiben die Fundamente des gesamten Kirchenbaues mit seinem Schiff von 11 x 7 m, dem eingezogenen Rechteckchor von 5,20 x 4,60 m und dem „ Westturm“ von 4,80 x 4,60 m mit einer Höhe von noch jetzt ca. 10 m der Gründungszeit der Kapelle zu, die sie aufgrund der historischen Quellen und des Patroziniums mit 700 – 710 annahmen.
Diese Annahme stimmt jedoch nicht.
Im Zusammenhang mit den Restaurierungsmaßnahmen in den Jahren 2002 bis 2008, die archäologisch begleitet wurden, fand man unter den oben genannten Fundamenten noch ältere Steinformationen, die möglicherweise einer Vorgängerkirche zuzuordnen sind. Ein weiterer Fund trägt zu einer früheren Datierung des alten Baues bei. Aus dem Mauerwerk der Chorwand konnten Holzproben entnommen werden, die nach einer C14-Analyse zweifelsfrei eine Datierung dieses Bauteils für den Zeitraum zwischen 543 und 658 bzw. 558 und 667 zulassen.
Eine Aufnahme der gefundenen Holzstücke
sowie eine schematische Darstellung der Wand in Erstellungsphasen.
Darstellung auf dem Reliquienkasten. Hl. Humbert und Chorbischof Albuin, der als Bischof Witta in die Geschichte eingegangen ist.
Reliquienkasten um 1400
An der Ostseite der Kirche fand J. Vonderau einen Brunnen mit einem danebenliegenden Raum, den er als „Taufbrunnen“ mit Ankleidezelle interpretierte, zumal sich im oberen Rand ein Stein mit einem Kreuz befand, der mit der Bistumserrichtung in Verbindung gebracht wurde. Nach der letzten Restaurierungsmaßnahme (2008) wurde der Keller wieder zugeschüttet Der Verlauf der Mauern wurde durch Steine nachgelegt. (Bild unten)
Nachgelegte Steine an der Ostseite der Kapelle
N. Wand (1969/70) konnte dagegen nachweisen, dass es sich um Profanbauten unterschiedlicher Zeitstellung handelte: Bei dem „Taufbrunnen“ um eine Zisterne, bei dem „Ankleideraum“ um den Keller eines kleinen Holzgebäudes. Zweifelsohne handelte es sich aber bei dem Stein, den J. Vonderau gefunden hatte, um einen Stein mit Benediktionskreuz, somit besteht kein Zweifel an der sakralen Nutzung der Zisterne als Baptisterium, jedoch nur als Zweitverwendung.
In Kenntnis dieser Ergebnisse handelt es sich bei dieser Kirche um ein in Stein- und Mörtelbauweise hergestelltes Bauwerk, das wohl als das älteste Sakralgebäude nördlich des Limes angesehen werden muss.
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Weitere Informationen zur Geschichte:
Auf: Geschichtliche Beiträge
Der Büraberg
Philipp Dux: Stoffsammlung zu einer Geschichte und Beschreibung der Stadt Fritzlar 1896 (hier nachzulesen)
Wand: Der Büraberg - Hessische Geschichte und Landeskunde - 1999 - Band 104
In den Untersuchungsergebnissen der "Holzproben-Analyse", die von 2001 bis 2003 durchgeführt wurde, wird die Altersbestimmung der Kapelle von Herrn Prof. Dr. Wand widerlegt. Weitere Informationen sind im Zwischenbericht von Frau Thiersch nachzulesen / Seite Restaurierungen.